Modell für eine Siedlungsentwicklung mit Zukunft

Siedlungsentwicklung im Einzugsbereich von Haltestellen des Schienennahverkehrs

Siedlungsstruktur und Verkehrssystem hängen eng zusammen

Kurze Wege können von allen Menschen zu Fuß, mit Gehhilfe oder Rollstuhl erledigt werden. Dazu sollen insbesondere die Wege für alltägliche Erledigungen gehören. Für längere Wege ist der Öffentliche Verkehr das einzige für alle Menschen verfügbare Verkehrssystem.

Daher kann nur eine für Fußgänger und den Öffentliche Verkehr geeignete Siedlungsentwicklung langfristig Mobilität und ein gutes Leben für alle ermöglichen.
In Großstädten sind die Siedlungsschwerpunkte schon lange durch Schienennahverkehr (U-Bahn, Straßenbahn) verbunden. Neue Quartiere werden durch Verlängerung der Linien angeschlossen. Dort werden auch zunehmend neue Straßenbahnnetzte errichtet.

Auf Lokal- und Regionalbahnen (z.B. im Salzkammergut) verkehren auch schon jetzt moderne Züge und ermöglichen den Nutzern eine komfortable Mobilität.
Um noch mehr Menschen die Möglichkeit dieses umweltfreundlichen Verkehrsmittels zu geben und die Bahnen besser auszulasten, sollen Neubauten im Umkreis von Haltestellen konzentriert werden.

Bei neuen bzw. reaktivierten Bahnstrecken oder Haltestellen muss eine solche Siedlungsentwicklung frühzeitig beginnen.
Durch diese Siedlungsentwicklung kann mit der Zunahme der Fahrgastzahl ein attraktiverer Fahrplan mit kürzeren Intervallen angeboten werden.

Potentielle Flächen für Siedlungsentwicklung im Einzugsbereich von Haltestellen (300 m Radius) des Schienennahverkehrs.

Bei den einzelnen Haltestellen ist der Anteil von unbebauten Flächen unterschiedlich groß. Wesentlich ist, dass diese auch für eine Bebauung verfügbar gemacht werden können.

Um die Erreichbarkeit der lokalen/regionalen Bahn zu gewährleisten, sollten

  • Neubauten im Umkreis von Haltestellen konzentriert werden, insbesondere von Regionalstadtbahnen, die im Straßenraum durch Siedlungen geführt werden können (keine Trennwirkung durch den Gleiskörper) – stationsnahe Entwicklung;
  • neue Haltestellen bei neuen Siedlungsschwerpunkten eingerichtet werden.

Eine verdichtete Bauweise ermöglicht einer größeren Anzahl von Personen einen attraktiven kurzen Zugang zu den Haltestellen.

Um das Angebot des Öffentlichen Verkehrs entlang einer Siedlungsachse zu verbessern sollten

  • entlang von Achsen aus mehreren eng benachbarten Ortsteilen lokale/regionale Bahnen revitalisiert oder neu gebaut werden

Für die weitere Verbreitung sollen die Prinzipien der am Schienennahverkehr orientierten, auf gute Erreichbarkeit ausgerichteten Siedlungsentwicklung in die Raumordnungsgesetze, -programme und in die Flächenwidmungspläne der Gemeinden integriert und vorrangig umgesetzt werden.

Tramregion

Siedlungsverband aus entlang einer Schienennahverkehrsstrecke gelegenen Ortsteilen/Quartieren, der aus mehreren Gemeinden bestehen kann und einen einheitlichen Planungsraum für Verkehrs- und Siedlungsentwicklung bilden soll.

Schienenverkehr (vor allem Straßenbahnen) innerhalb eines Ortes ist in Großstädten schon lange üblich. Dort gibt es auch gute Beispiele von neuen Stadtteilen im Umfeld von Haltestellen (z.B. solarCity in Linz).

Bei kleineren Orten ist eine Verbindung hauptsächlich zwischen den Orten/Dörfern einer Siedlungskette möglich. In Kleinstädten gibt es derzeit nur sehr wenig innerörtlichen Schienenverkehr (z.B. Gmunden, Baden).

Durch die Siedlungsentwicklung im Umfeld der Haltestellen verbunden mit einem Ausbau der Bahn soll auch in einer Kleinstadtregion eine Qualität von Erreichbarkeit / Mobilität mit kurzen Fußwegen innerhalb der Ortsteile und einer umsteigefreien Schienenverbindung zwischen diesen entstehen, die ähnlich gut ist wie die einer Großstadt.

Eine Vielfalt von Einrichtungen für alle wichtigen Funktionen (Arbeit, Versorgung/Einkaufen, Bildung, Freizeit) sollte von der Wohnung aus bequem in kurzer Zeit erreichbar sein.

Dass sowohl diese Einrichtungen als auch der Schienenverkehr wirtschaftlich lebensfähig sind, erfordert eine Mindesteinwohnerzahl in einer solchen Region.

Tramquartier

Neuer urbaner Ortsteil eng verbunden mit und in Raumstruktur und Architektur abgestimmt auf einen bestehenden dörflichen Ortsteil (Typus: Tramquartier, Ökostadtquartier)

  • Versiegelung, Weglängen, Ressourcenverbrauch, Emissionen minimieren
  • Nutzung von Baulücken, Brachen und Leerstand im bestehenden Ortsteil
  • Kurze Wege durch qualifizierte Dichte und ausgewogene Nutzungsmischung
  • Eine Mindesteinwohnerzahl soll die (wirtschaftlich lebensfähige) Bereitstellung attraktiver Infrastruktureinrichtungen ermöglichen.

Nutzungsmischung in der Tramregion

Der größte Ort an einer Schienennahverkehrsstrecke mit teilweise schon vorhandener Infrastruktur soll durch zusätzliche Einrichtungen für verschiedene Nutzungen als zentraler Ort für die Tramregion ausgebaut werden. Weitere Einrichtungen sollen auf die kleineren Quartiere entlang der Strecke so aufgeteilt werden, dass sie aus allen Ortsteilen mit der Bahn gut erreichbar sind.

Tramstadtkonzept Langfassung

Entscheidung mit langfristigen Folgen

Wie sich eine Siedlung entwickelt, bestimmt für lange Zeit die Mobilitätsmöglichkeiten. Der Grund ist die lange Lebensdauer von Bauwerken. Ihre Herstellung erfordert den bei weitem größten Materialaufwand. Fehlentscheidungen können nur schwer korrigiert werden. Daher ist es bei Bauwerken besonders wichtig auf ihre Nachhaltigkeit (nachhaltige Nutzbarkeit) zu achten (Lage und Bauweise von Gebäuden, Verkehrswege). Das erfordert kurzfristige Änderungen in der Siedlungs- und Verkehrsplanung, um langfristig eine klimaneutrale Mobilität in lebenswerten Siedlungen zu ermöglichen.

Diese wichtige Tatsache wurde in der Einleitung zu einer Zusammenfassung der Ergebnisse der Projekte in der Leitaktion „City of Tomorrow and Cultural Heritage“ im 5. EU-Rahmenprogramm so formuliert:

The need for strategic and long-term approaches is particularly crucial because of the long lifespan of buildings and the resulting slow rate of change in existing building stock. The effects of today’s land-use and urban planning measures on travel demand are therefore long-term, meaning “that land-use planning measures set the urban patterns upon which mobility patterns are based for generations.” Thus unsustainable developments cause long-term problems, “but if we can ‘build in’ sustainability-oriented (e.g. travel-minimising) features into new development, we could expect these to be a worthwhile investment prevailing over decades to come.” [PLUME, Land Use and Transportation Research (LUTR) cluster, 2003].

Kontakt

Dipl.-Ing. Georg Neumann, Vorsitzender

office@tramregion-salzkammergut.at