Vision einer nachhaltigen lebensfreundlichen Siedlungsentwicklung

Siedlungsentwicklung im 21. Jahrhundert muss den Ansprüchen von Nachhaltigkeit, Lebensqualität und gutem Zusammenleben genügen.
Neue Quartiere erfordern Anschlüsse mit einem leistungsfähigen öffentlichen Verkehr, um nachhaltig zu sein. In Großstädten werden heute teilweise neue Verkehrsachsen geplant und neue Straßenbahnen zu neuen Quartieren gebaut, wie z.B. in der Solarcity in Linz.
Im ländlichen Raum gibt es in manchen Regionen bestehende durchaus leistungsfähige moderne Lokalbahnen und Regiotrams, die historisch bedingt mancherorts an den besiedelten Gebieten vorbei fahren. Die Siedlungsentwicklung fand dagegen in den vergangenen Jahren oftmals eher entlang der Straßen statt.
Neue Trends zu „15-Minuten-Quartieren“, die bequem zu Fuß durchquert werden können, werden fast ausschließlich in Großstädten umgesetzt.
Die Vision des Vereins Tramregion Salzkammergut setzt sich das Ziel, solche Quartiere und Entwicklungen auch in ländliche Regionen zu bringen.
Bestehende Lokalbahnen könnten damit zukünftig die Lebensader für nachhaltige und lebensfreundliche Siedlungsentwicklungen sein.

 

Tramregion

Eine Tramregion ist ein Siedlungsverband aus entlang einer Schienennahverkehrsstrecke gelegenen Ortsteilen/Quartieren, der aus mehreren Gemeinden bestehen kann und einen gemeinsamen Planungsraum für Verkehrs- und Siedlungsentwicklung bilden soll. Dieser besteht aus benachbarten als Tramquartiere bezeichneten neuen und den bestehenden Orten im ländlichen Raum, die durch eine Lokalbahn – Regiotram, Regionalstadtbahn – miteinander und in einem Bahnknoten mit dem gesamten regionalen und überregionalen Bahnnetz verbunden sind.

Vision

Mobilität

Alle wichtigen Ziele in der Region und im Quartier sind autounabhängig zu Fuß, mit dem Rad und dem Öffentlichen Verkehr, insbesondere mit einer Lokalbahn, innerhalb von 15 Minuten erreichbar.
Die wichtigen Ziele in der Region sind mit dem Öffentlichen Verkehr innerhalb von 30 Minuten zugänglich.
Die Voraussetzung dafür ist, dass alle diese Ziele im Einzugsbereich der Haltestellen einer Lokalbahn vorhanden sind. Dazu ist die Siedlungsentwicklung entlang der Bahn so gestaltet, dass alle neuen Wohnbauten im Einzugsbereich einer Haltestelle liegen, Arbeitsplätze in einem ausgewogenen Verhältnis dazu geschaffen und verschiedene Versorgungseinrichtungen angeboten werden. Bei Arbeitsplätzen und Versorgungseinrichtungen können im Umkreis einzelner Haltestellen spartenmäßige Schwerpunkte (z.B. Einkauf, Produktion, Tourismus) gebildet werden, wobei entlang der Strecke ebenfalls ein ausgewogenes Verhältnis entstehen soll.
Benachbarte Orte und Quartiere, die nicht im Einzugsbereich von Haltestellen liegen, sind durch auf die Haltestellen ausgerichtete Radwege- und Busnetze, ergänzt durch bedarfsorientierten Verkehr (Sammeltaxi), angebunden.

Energie

Die Energieversorgung wird durch eine gemeinsame Strategie regional, fossilfrei, nur mit klimaneutralen Energiequellen sichergestellt.
Der Wärmebedarf für Gebäudeheizung wird weitgehend durch gut geplante Solararchitektur (Südorientierung der Gebäude – passive Sonnenenergienutzung) abgedeckt und durch energiesparende Bauweise reduziert. Der verbleibende Wärmebedarf wird beispielsweise durch Fernwärme von einem Biomasse- oder Biogas-Heizkraftwerk abgedeckt.
Die Kühlung kann vollständig durch die Solararchitektur (mit ausreichender Speichermasse), Beschattung, Sonnenschutz, Nachtlüftung erfolgen.
Zur Stromversorgung tragen Photovoltaikanlagen in der Gebäudehülle (mit der erforderlichen Speichermöglichkeit) und beispielsweise ein Biomasse- oder Biogas-Heizkraftwerk für die Grundlast bei.
Das Rückgrat des Personenverkehrs bilden elektrische Lokalbahnen, die Strom besonders effizient nutzen. Der für die Mobilität notwendige motorisierte Straßenverkehr wird ebenfalls überwiegend elektrisch betrieben.
Wärme und Strom können auch in einer Energiegemeinschaft geliefert und bezogen werden.

Tramquartier

Ein Tramquartier ist ein kompakter Ort mit kurzen Wegen zu einer Haltestelle einer Lokalbahn, in deren nächstem Umkreis (Einzugsbereich) eine ausgewogene Mischung von neuen Wohnbauten, Betrieben und Infrastruktureinrichtungen entwickelt wird.
Tramquartiere sind eng verbunden mit und in Raumstruktur und Architektur abgestimmt auf bestehende dörfliche Ortsteile.

Vision

Mobilität

Auf einem übersichtlichen, zusammenhängenden, attraktiven begrünten Gehwegnetz ist jeder Punkt des Quartiers bequem und sicher, barrierefrei, möglichst wettergeschützt (z.B. Arkaden) innerhalb von weniger als 15 Minuten erreichbar.
Das autounabhängige Mobilitätsangebot macht autofreies Wohnen und damit Einsparungen bei Parkflächen möglich.
Für Lieferfahrzeuge (mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 km/h) und Einsatzfahrzeuge sowie Fahrräder gibt es eigene Zufahrtswege. Parkmöglichkeiten für Autos gibt es in einer Sammelgarage am Siedlungsrand.

Gebäude

Unterschiedlich gestaltete mehrgeschossige Wohnbauten in klimagerechter, energieeffizienter und ökologischer Bauweise mit regionalen natürlichen Baustoffen, im Einklang mit der örtlichen Tradition und dem Landschaftsbild, teilweise mit gewerblichen Nutzungen im Erdgeschoß, tragen zu einer geringen Versiegelung bei und ergeben eine ausreichende Dichte für kurze Wege.

Lebensraum

Private, halböffentliche und öffentliche Räume in den Gebäuden und deren Umfeld stehen für gemeinsame Nutzungen zur Verfügung wie Co-Working-Space, Multifunktions- und Veranstaltungsräume, Werkstätten, Großküche. Grünflächen in all diesen Räumen (begrünte Terrassen und Innenhöfe, Mietergärten, Parks) sowie eine leicht erreichbare nahegelegene Naturlandschaft ermöglichen zusätzlich eine hohe Lebensqualität.

Zusammenleben

Ein funktionierendes Zusammenleben in guter Nachbarschaft und aktive Mitgestaltungsmöglichkeiten sind für das Wohlbefinden der Bewohnenden entscheidend. Dafür sind vielfältige Treffpunkte und Strukturen im öffentlichen Raum und in Gebäuden wichtig, wo miteinander gesprochen werden kann, Entscheidungen getroffen und Konflikte gelöst werden können, und wo die Basis für Selbstorganisation und gegenseitige Unterstützung geschaffen wird.

Erreichbarkeit verschiedener Infrastruktureinrichtungen im Quartier und in der Region

Die Weglänge zu Infrastruktureinrichtungen ist entscheidend für die Verkehrsmittelwahl.
Damit alle Einrichtungen autounabhängig erreichbar sind, muss die Siedlungsentwicklung für den Fußgängerverkehr und den Öffentlichen Verkehr geplant werden.

Vision

In jedem Ort wird je nach Einwohnerzahl eine möglichst breite Auswahl von Arbeitsplätzen und Versorgungseinrichtungen angeboten. Versorgungseinrichtungen für den täglichen Bedarf sind im Ort/Quartier zu Fuß erreichbar.
Ein Multifunktionshaus, in dem mehrere Versorgungseinrichtungen wie Nahversorger, Gaststätte, Sozialleistungen oder auch Zugang zur Gemeindeverwaltung kombiniert sind, kann von Gemeinde, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gemeinsam getragen werden. Dieses kann auch als Gemeinschaftshaus Raum für einen Treffpunkt der Ortsbevölkerung bieten.
Seltener benötigte Einrichtungen können nur in größeren Orten (zentrale Orte) verfügbar sein. Diese sind vom Wohnort aus im Hauptort einer Kleinregion, in einer Bezirkshauptstadt und schließlich in einem überregionalen Zentrum mit der Bahn (Lokal-, Regionalbahn) erreichbar.
Eine Auswahl verschiedenster wichtiger Einrichtungen kann weit über die Tramregion hinaus aus der größten Anzahl von Orten in einem überregionalen Bahnknoten (Verknüpfung von Regionalbahnen mit einer Fernbahn) direkt erreicht werden.

Mobilität und Erreichbarkeit


Die Zusammenhänge zwischen Siedlungsstrukturen und Verkehrsnetzen können durch zwei Begriffe charakterisiert werden:
Erreichbarkeit bezieht sich auf ein Ziel (eine Einrichtung) in einer Siedlung,
Mobilität auf einen Ausgangspunkt (Wohnung).

Kontakt

Dipl.-Ing. Georg Neumann, Vorsitzender

office@tramregion-salzkammergut.at